VIII, 2025/1

Amedeo Osti Guerrazzi

L'ultima guerra del fascismo

Review by: Pascal Oswald

Authors: Amedeo Osti Guerrazzi
Title: L'ultima guerra del fascismo. Storia della Repubblica sociale italiana
Place: Roma
Publisher: Carocci
Year: 2024
ISBN: 9788829026487
URL: link to the title

Reviewer Pascal Oswald - Universität des Saarlandes

Citation
P. Oswald, review of Amedeo Osti Guerrazzi, L'ultima guerra del fascismo. Storia della Repubblica sociale italiana, Roma, Carocci, 2024, in: ARO, VIII, 2025, 1, URL https://127.0.0.1/issues/2025/1/lultima-guerra-del-fascismo-pascal-oswald/

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Infolge der Bekanntgabe des Waffenstillstands Italiens mit den Alliierten am 8. September 1943 besetzte die Wehrmacht große Teile Italiens. Als Mussolini kurz darauf von deutschen Einheiten befreit worden war, erklärte er sich nach Gesprächen mit Hitler bereit, an die Spitze einer faschistischen Kollaborationsregierung zu treten. Am 1. Dezember nahm der neue Staat den Namen Repubblica sociale italiana (RSI) an.

Die Geschichte der rund 600 Tage währenden Italienischen Sozialrepublik ist Gegenstand des neuen Buchs von Amedeo Osti Guerrazzi, das eine überarbeitete Fassung seiner 2012 im selben Verlag erschienenen Storia della Repubblica sociale italiana darstellt. Der Band bietet nicht nur eine gute Einführung in die sogenannte Republik von Salò, sondern in das italienische Biennium 1943–1945 allgemein, zumal von den circa 210 Textseiten nur etwa die Hälfte dem Thema im engeren Sinne gewidmet ist. Den zentralen Abschnitten über die RSI, den von ihr geführten Krieg und ihr Ende sind informative Kapitel zur Vorgeschichte, zur deutschen Besatzungsmacht und zu den Feinden der RSI, d.h. zum Königreich des Südens, der Resistenza und den Alliierten, vorangestellt.

Was die RSI betrifft, behandelt Osti Guerrazzi nicht nur klassische Aspekte wie die Gründung des Staats, die Neuorganisation der faschistisch-republikanischen Partei, den Parteikongress und das Manifest von Verona, den Prozess gegen die «Verräter» des 25. Juli, die Sozialisierungspläne oder die militärischen und Polizeiformationen; vielmehr versucht er auch, persönliche Motive und Seitenwahlen anhand von Egodokumenten offenzulegen. Ein weiterer kurzer Abschnitt ist dem oft marginalisierten Alltagsleben im «totalen Krieg» gewidmet, das Osti Guerrazzi vor allem anhand von in den «Notiziari Z» (Berichten des Servizio Informazioni Difesa, des Geheimdienstes der RSI) wiedergegebenen zeitgenössischen Briefauszügen rekonstruiert. Dabei kann man diskutieren, ob es treffend ist, die Bevölkerungsmehrheit als «passiv» (S. 151) zu charakterisieren; denn war nicht zuletzt, wie auch Osti Guerrazzi in den letzten Zeilen schreibt, die gesamte Bevölkerung tief in den Krieg involviert?

Gemäß der zentralen These des Bands stellte die Befreiung Roms im Juni 1944, von Osti Guerrazzi als das «Caporetto della Repubblica» bezeichnet, eine Zäsur in der Geschichte der RSI dar: Auf eine erste Phase von September 1943 bis Juni 1944, in der die republikanischen Faschisten noch auf widersprüchliche Weise den Konsens der Bevölkerung zu erlangen versucht hätten, sei eine zweite gefolgt, in der die Faschisten einen regelrechten Krieg gegen die Zivilbevölkerung geführt hätten: Der Verlust jeglichen Vertrauens in die Zivilbevölkerung habe zu einer gewaltsamen Radikalisierung geführt. Angesichts der großen Durchkämmungsaktionen im Sommer und Herbst 1944 und der Militarisierung der Partei in den Brigate Nere erscheint diese These überzeugend; Massaker wie das von Villamarzana (das im Buch keine Erwähnung findet) zeigen, dass sich die Gewalt nunmehr gegen die gesamte Zivilbevölkerung richtete.

Analog zu Claudio Pavones Interpretation der Resistenza als Verbindung dreier Kriege unterscheidet Osti Guerrazzi drei Kriege der republikanischen Faschisten: den Krieg der nationalen Befreiung gegen die Alliierten, den Bürgerkrieg gegen die Resistenza und den Rassenkrieg gegen die Juden.

Das letzte Kapitel des Buchs über das Ende der RSI erzählt nicht nur die Rückkehr Mussolinis nach Mailand, seine Flucht an den Comer See, seine Hinrichtung und die Zurschaustellung seiner Leiche und die seiner Begleiter auf dem mailändischen Piazzale Loreto, sondern enthält auch einen Abschnitt über das Erbe der RSI im Nachkriegsitalien.

Dass gewisse Aspekte wie die Propaganda der RSI, ihr kulturelles Leben, ihre Außenpolitik oder ihre Beziehungen zur katholischen Kirche kaum behandelt werden, ist, wie Osti Guerrazzi eingangs erläutert, Platzgründen geschuldet. Ebenso fehlt eine Bewertung der Handlungsspielräume der RSI-Regierung angesichts der übermächtigen Besatzungsmacht.

Kleine Schreibfehler bei Ortsnamen («Ersille» statt «Esille» auf S. 193, «Agrogna» statt «Angrogna» auf S. 195) hätten durch ein sorgfältigeres Lektorat vermieden werden können.

In der umfangreichen 11 Seiten umfassenden Bibliographie am Ende des Buchs vermisst man lediglich ein paar jüngere Lokalstudien zu eher peripher gelegenen Provinzen[1].

Insgesamt bietet L’ultima guerra del fascismo nicht nur eine gute neue Überblicksdarstellung, die neben die Bücher Aurelio Lepres, H. James Burgwyns und Mimmo Franzinellis tritt, sondern stellt zudem auch eigenständige Interpretationen auf Basis von Archivforschungen bereit. Dadurch ist der Band nicht nur für Studenten, sondern auch für Experten von Interesse.

 

[1] Vgl. etwa L. Lombardi, La Repubblica sociale italiana nel Mantovano (1943–1945), Mantova, Tipografia Commerciale Cooperativa, 2005; T. Omezzoli, Tra fascismo e Resistenza. Aosta al tempo della Repubblica sociale italiana 1943–1945, Aosta, Le Château, 2012; G. Bedeschi, A monito e primo esempio: la Repubblica sociale nel Polesine 1943–1945, Adria, Apogeo, 2018.

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